Helene Fischer und der ECHO

Helene Fischer ist mit 17 ECHO jetzt einsame Spitze.
© KEYSTONE/EPA DPA/JENS KALAENE
Dem medialen Druck, sich zur diesjährigen ECHO-Preisverleihung zu äussern, ist Helene Fischer auf ihrer Facebook-Seite nachgekommen. Eigentlich ist es nicht ihr Ding, sich über aktuelle Geschehnisse an der Öffentlichkeit kundzutun. Die Schlagersängerin spricht grundsätzlich nur über ihre Musik, um der Presse nicht noch mehr «Futter» zu geben. Lest in ihrem aktuellen Facebook Beitrag, warum sie sich trotzdem zur aktuellen ECHO-Debatte äussert.

Ihr Lieben,

ich möchte mich heute mit diesem Post an euch wenden und zum ersten Mal die sozialen Medien dafür nutzen, um mein angebliches «Schweigen zu brechen» und um ein paar Dinge ein für alle Mal klar zu stellen. Es ist eigentlich nicht meine Art mich auf diese Weise öffentlich zu äußern, nur weil es für einige Medien im Moment offenbar fast kein anderes Thema zu geben scheint. Es ärgert mich sehr, dass dieses Thema in dieser Form mit meinem Namen verknüpft wird. Genau aus diesem Grund vermeide ich es sonst eigentlich lieber, Statements oder Interviews zu anderen Themen als meiner Musik zu geben, um den Medien nicht immer noch mehr Futter zu geben. Oft genug wurde mir in den letzten Jahren alles Mögliche unterstellt. Ich musste mir ein wirklich dickes Fell zulegen. Aber dieses Thema beschäftigt mich einfach zu sehr. Da ich mir meiner Verantwortung als Künstlerin und vielleicht auch als Vorbild für jüngere Generationen durchaus bewusst bin, richte ich mich jetzt direkt an euch!

Wer die diesjährige Echo-Verleihung gesehen und die Debatte um die Rapper Kollegah und Farid Bang verfolgt hat, kann sich vielleicht vorstellen, warum ich euch dazu schreibe. Diejenigen, die mich bei meinen Konzerten besuchen, mich vielleicht auch abseits der Bühne getroffen haben, wissen, wie viel mir der liebevolle und respektvolle Umgang mit Menschen bedeutet. Meine Sprache war immer die Sprache der Musik, und sie wird es auch bleiben. Mit meinem Song «Wir brechen das Schweigen», in dem es darum geht, Zusammenhalt zu spüren, Vertrauen in unsere Gesellschaft zu haben, gemeinsame Wege zu gehen und unsere Stimme zu erheben, um Dinge zu bewegen, habe ich euch deutlich gemacht, wie wichtig mir Werte wie Menschlichkeit, Toleranz, Respekt und Gewaltfreiheit sind. Ganz gleich, woran man glaubt, woher man stammt, welche Hautfarbe man hat oder wen man liebt. Von Herzen habe ich mir für euch nur eines gewünscht: L I E B E!!! Sie zu empfangen und zu geben, ist und bleibt nun mal der Schlüssel zu allem.

Warum ich das schreibe...

Ich möchte euch sagen, wie unangemessen und beschämend ich es fand, die beiden bei der Preisverleihung auf der Bühne in dieser Art «performen» zu sehen. Den ECHO zu gewinnen ist vielleicht das eine, die beiden dort auch noch auftreten und ihre Show machen zu lassen, fand ich persönlich bedrückend. Schade, dass durch diese Provokation so viel Promotion entsteht – auch jetzt wieder, wenn ich diese Zeilen schreibe. Nicht nur, dass man ihren gewaltverherrlichenden, antisemitischen, homophoben und frauenverachtenden Texten ein Podium geboten hat ... auch die Bedeutung des ECHO ist somit komplett in den Hintergrund geraten und von den Negativ-Berichten überlagert worden.

Ich hoffe sehr, dass alle Verantwortlichen die Umsetzung des ECHO überdenken, denn für mich wurde in diesem Jahr eine ethische Grenze klar überschritten. Trotzdem ist dieser Musikpreis (vielleicht auch: war) ein Publikumspreis, auf den man über die vielen Jahre auch stolz sein konnte. Ich auf jeden Fall habe mich über jeden einzelnen sehr gefreut, genauso wie viele andere Künstler vor und vielleicht auch nach mir. Trotzdem finde ich, hätte man vorher überlegen sollen, ob man Gewalt, Hass und Wut eine solch große Präsenz im Fernsehen geben muss. Ich nehme an, dass ihr mir zustimmt, wenn ich hier sage: Nein!!!

All den Anhängern dieser Musik möchte ich, so esoterisch es vielleicht auch klingen mag, Licht und Liebe schicken.

In diesem Sinne, auf die Verbreitung von Liebe!

Eure Helene

Wir wünschen Helene und allen Schlagerfans Liebe, Respekt, Tolleranz und Gerechtigkeit.

Sandro Stampa
veröffentlicht: 19. April 2018 20:32
aktualisiert: 19. April 2018 20:38